Es gibt noch mehr außer Dal und Hummus
Wieso wir lernen sollten, wie man Hülsenfrüchte richtig kocht (ohne Bauchweh zu bekommen)
Unsere Vorstellungen in Bezug auf Ernährung und Veganismus lassen mich immer wieder staunen, wie wenig unsere Gesellschaft eigentlich Bescheid weiß, wie man sich vollwertig und gesund ernähren und dabei auch noch ausgesprochen köstlich essen kann. Noch immer denken die meisten, dass eine vegane Ernährung nur aus industriell verarbeiteten Ersatzprodukten besteht und dass ein omnivorer Ernährungsstil der vollwertigere ist. Leider falsch. Egal ob vegan oder nicht, wer sich vollwertig und gesund ernähren möchte (und obendrein auch noch ordentlich satt werden möchte), sollte sich im Klaren darüber sein, dass viele Ernährungsgesellschaften dieser Welt mittlerweile darauf hinweisen, dass wir täglich Vollkornprodukte und viel Obst und Gemüse zu uns nehmen sollten und dass Hülsenfrüchte eine wichtige und sehr wertvolle Eiweißquelle sind.
Tierische Lebensmittel sind Bestandteil der Empfehlungen, dennoch wird darauf hingewiesen, Fleisch beispielsweise nur in geringen Maßen zu konsumieren (Fleisch und Wurstwaren nur 2-3 Portionen pro Woche (Empfehlung der österreichischen Gesellschaft für Ernährung: https://www.oege.at/index.php/bildung-information/empfehlungen)!
Die Harvard T.H. Chan School of Public Health betont sogar in ihren Empfehlungen, dass man den Proteinbedarf im besten Fall mit pflanzlichen Eiweißquellen deckt und bei der Auswahl der tierischen Quellen eher Geflügel und Fisch bevorzugen sollte (https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/what-should-you-eat/protein/#protein-bottom-line).
Also essen wir mehr Hülsenfrüchte! Das ist sowieso Alltag in den meisten Ländern dieser Welt, wo Erbsen, Bohnen und Linsen täglich gegessen werden, vor allem dann, wenn Fleisch zu teuer ist.
Jetzt wage ich aber einmal zu behaupten, dass wir im Westen nicht wirklich wissen, wie man Hülsenfrüchte richtig zubereitet. Obwohl sich in den letzten Jahren Hummus allerseits großer Beliebtheit erfreut und mittlerweile fleißig Dal Rezepte ausgetauscht werden, glauben die meisten, dass Hülsenfrüchte nur in der Türkei oder in Indien gegessen werden. Ich habe das auch lange Zeit geglaubt, bis ich zufällig auf einen Blog gestoßen bin, in dem beschrieben wird, wie man „Puerto Rican Rice and Beans“ ( https://www.jeffandjopr.com/post/autumn-herbs-crumble ) kocht.
Was ich dabei gelernt habe: es muss nicht immer nur Dal sein, um Hülsenfrüchtegerichte oft genießen zu können. Und ich muss mir auch keine Sorgen über die Reaktion meiner Gedärme machen, da die Auswahl der Gewürze dafür sorgt, dass es sehr schmackhaft ist und keine Verdauungsprobleme nach dem Verzehr auftreten (Stichwort Kreuzkümmel!).
Was macht man in der puerto-ricanischen Küche (und nebenbei bemerkt in der Südamerikanischen Cuisine allgemein) anders, als beispielsweise in der Indischen?
Einige Gewürze werden auch oft in der indischen Küche verwendet, wie etwa Cumin und Koriander. Dann kommen aber auch Oregano oder Thymian zum Einsatz. Cumin sorgt dafür, dass das ganze bekömmlich ist und verleiht dem Gericht auch seinen herb – würzigen Geschmack. Eine typische südamerikanische Gewürzmischung (auch bekannt unter „Sazon“: https://www.jeffandjopr.com/post/sazon-without-the-artificial-ingredients) ist ein Mix aus Korianderpulver, Cayenne Pfeffer, Cumin, Achiote ( ein aus Mexiko stammendes Gewürz – alternativ kann man aber auch Kurkuma verwenden), Knoblauchpulver und Oregano (eine der weltweit bekanntesten Marken, die eine Fertigmischung von diesem Gewürzmix anbieten, ist GOYA https://www.goya.com/en/products/sazon-with-coriander-and-annatto )
Ich möchte wetten, dass die Südamerikanischen Hülsenfrüchte – Gerichte sogar Leuten schmecken, die nicht unbedingt Fan der indischen Küche sind.
Schaut man sich weiter auf der Welt um, gibt es andere Variationen der allseits beliebten Kombination aus Reis und Bohnen. In der Karibik etwa macht Thymian das Gericht so richtig sensationell (https://www.africanbites.com/caribbean-rice-and-beans/ ). Ich habe dieses Rezept zwar noch nicht nachgekocht, weiß aber aus Erfahrung, dass Thymian (in Kombination mit Lorbeerblättern) das absolut Essenziellste ist, wenn ich mir eine Linsen Bolognese für die Spaghetti koche. So köstlich, ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen.
Neben der Tatsache, dass ein „Reis – Bohnen Gericht“ in allen möglichen Variationen auf der Welt gegessen wird, ist mir noch etwas aufgefallen, das ich bei der Recherche im Internet über die Zubereitung von Hülsenfrüchten gesehen habe: Hülsenfrüchte Gerichte werden oft mit „Flat Breads“ gegessen, also mit Backwaren, die einfach keine Hefe haben, palatschinkenartig aussehen und wirklich auch überall auf der Welt zubereitet werden (z.B.: Tortilla, Galette, Injera, Roti etc.)
Meiner Erfahrung nach passt das „Flat Bread“ optisch und geschmacklich sehr gut zum Essen von Hülsenfrüchten. Und wer kennt sie nicht, die mexikanischen Burritos, die französischen Galettes, oder das äthiopische Injera. Ehrlich, da soll mir jemand erzählen, dass vegane/ vegetarische Küche nicht nur sehr gesund, sondern auch sehr lecker ist, wenn ich mir dieses rote Linsen Gericht ansehe (Misir Wat: https://www.daringgourmet.com/misir-wat-ethiopian-spiced-red-lentils/), welches üblicherweise mit anderen Speisen auf dem Injera gegessen wird (siehe Bild auf dem Rezepte Blog).
Ich könnte meine vegane Ernährung nicht ohne Hülsenfrüchte durchführen, da ich mich vollwertig ernähren und dabei auch satt werden möchte. Langweilig wird es nie! Ich denke, jeder sollte, wenn ihm seine Gesundheit und Nachhaltigkeit und nicht zuletzt der Tierschutz ein Anliegen sind, versuchen mehr Hülsenfrüchte in seinen Ernährungsplan zu integrieren.
Tierisches Protein ist zu aufwendig und ressourcenvergeudend (und ungesund), als dass es weiterhin in den Massen gegessen werden kann, wie das auf unserer Welt (vor allem in der westlichen) der Fall ist. An der Massentierhaltung wird sich nicht viel ändern, wenn wir nicht begreifen, dass Fleisch (und Milchprodukte) nur Genussmittel sein sollten, die ihren Preis haben. Auch der Biobauernhof wird über kurz oder lang nicht bio bleiben, wenn jeder weiterhin jeden Tag ein Bio Schnitzel essen mag. Masse macht Elend. Warum also nicht besser gleich mehr Reis und Bohnen essen, Linsengerichte und Kichererbsen Aufstriche, damit wir uns selbst, diesem Planeten und den anderen Spezies, die darauf leben, etwas Gutes tun?
Verfasst von Lea