Vegane Hundeernährung
Kann man Hunde vegan ernähren?
Wenn man sich aus ethisch-moralischen Gründen dafür entscheidet vegan zu leben, tut man dies zumeist vor allem deswegen, weil man keinem Tier Leid zufügen möchte. Natürlich möchte man auch dem eigenen Haustier nicht schaden, deswegen beharren viele Veganer immer noch darauf, ihre vermeintlichen Carnivoren mit Fleisch zu versorgen.
Nun, hierzu sei zu sagen, dass der domestizierte Hund kein Carnivore ist. Beleuchten wir einmal die Geschichte der Domestikation der Kaniden:
Seit der Sesshaftwerdung und Beginn des Ackerbaus entsorgten Menschen die Überreste ihrer Nahrung in der Nähe ihrer Siedlungen. Hier kamen wohlauch die ersten Wölfe mit Menschen und menschlicher Nahrung in Kontakt. Parallel zur Anpassung der menschlichen Verdauung passte sich auch der Wolf an das Nahrungsangebot an, im weiteren Verlauf zeigt sich eine genetische Veränderung bei den zunehmend domestizierten Kaniden, die es ihnen ermöglichtstärkehaltige Nahrungsmittel zu verdauen. Wissenschaftler der Uppsala Universität, unter ihnen Erik Axelsson untersuchten 2013 das Erbgut (Genom) von Wölfen und Hunden verschiedener Rassen aus Eurasien und Nordamerika. Aus ca.3,8 Millionen Genvarianten identifiziertensie 36 Erbgutregionen, die sich bei Wolf und Hund unterscheiden, also genetische Folge der Domestikation sein müssen. Hier finden sich drei Gene, die eine Schlüsselrolle in der Verdauung von Stärke spielen. Diese drei Gene finden sich nur bei Hunden, nicht aber bei Wölfen. Durch sie wird die enzymatische Aufspaltung stärkehaltiger Nahrungsmittel und andererseits auch deren Aufnahme durch den Dünndarm ermöglicht.
Diese genetische Anpassung der Verdauung unserer Hunde im Zuge der Sesshaftwerdung des Menschen gilt als ein sensationelles Beispiel einer parallelen Evolution von Menschen und Hunden. Werfen wir einen Blick auf die Ernährung der Hunde im Laufe der Geschichte:
In der Antike wurden Hunde zum Großteil mit Dinkel-Gersten und Weizenbrot versorgt, manchmal eingeweicht in Wasser, Milch oder Molke. Durch das Füttern von Speiseabfällen meinte man die Tiere noch fester an den Menschen binden zu können. Fleisch kam sehr selten in den Napf, es war den Menschen vorbehalten. Des Weiteren meinte man durch Fleischfütterung den Geruchssinn der Hunde zu beeinflussen, bzw. dass Hirtenhunden so zu einer Gefahr für die zu bewachenden Schafe würden. Lediglich in Zeiten großer Anstrengung bekamen Hunde Knochensuppe.
Vom Mittelalter bis zur Neuzeit bleiben Getreideprodukte der Hauptbestandteil der Hundenahrung, das Hauptnahrungsmittel war das so genannte „Hundsbrot“. Tierisches Eiweiß war Luxus, somit war pflanzliches Eiweiß Hauptbestandteil der Ernährung von Mensch und Tier. Aber auch in gehobenen Schichten wurden Hunde mit viel Getreide gefüttert, in der Überzeugung dieses würde gegen Trägheit helfen und den Hunden zur Gesundheit gereichen.
Nachdem sich im 18. Jahrhundert der Kartoffelanbau durchgesetzt hatte, kamen auch diese in den Hundenapf. Noch bis in die 1950er Jahre ist z.B. für England und Schottland die Versorgung von Schäferhunden mit einem Brei aus Haferschrot und Wasser belegt und schien üblich zu sein. Um 1855 kam das erste Trockenfutter in Großbritannien auf den Markt, nach dem ersten Weltkrieg das erste Dosenfutter in Amerika, beides enthielt nun auch Fleisch. In Deutschland und Österreich begann man in den 1950er Jahren Trockenvollnahrung zu verfüttern. Das allseits bekannte BARFen gibt es indes erst seit ca. 20 Jahren.
Zusammengefasst sieht man, dass Hunde sehr gut an eine fleischfreie Nahrung angepasst sind, und der Wunsch, Hunde mit tierischem Eiweiß zu versorgen wohl eher dem menschlichen Verständnis von „artgerechter und gesunder“ Ernährung geschuldet ist, als dem tatsächlichen Nutzen. Der gesundheitliche Nutzen von tierischem Eiweiß ist ohnehin ein sehr fragwürdiger. In zahlreichen Studien wurde mittlerweile hinlänglich belegt, dass tierisches Protein dem Organismus eher schadet als ihm zuträglich ist und als eines der stärksten Karzinogene überhaupt gilt. Hier ist als bekannteste Veröffentlichung die China Study anzuführen.
An dieser Stelle möchte ich auch gerne Dr. med Ernst Walter Heinrich(Arzt, provegan.info) zitieren: „Wir haben die Verpflichtung, das uns anvertraute Tier nach besten Wissen und Gewissen zu ernähren, so dass es bei bester Gesundheit ein möglichst langes Leben bei bestem Wohlbefinden führen kann. Es ist in keiner Weise gerechtfertigt, sein Tier durch die Fütterung von Fleisch zu schädigen und ihm nicht mit einer veganen Fütterung die gesündeste Ernährung zukommen zu lassen.“
Dies ist zum Glück einfacher denn je, es gibt mittlerweile schon viel Auswahl an veganem Futter, sowohl Nass-als auch Trockenfutter. Auch vegane Kauartikeln sind in diversesten Ausführungen erhältlich.Aber auch selbst kochen macht eigentlich keine große Mühe, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann. So kann man das Futter sehr abwechslungsreich gestalten, und sich nach dem Geschmack und den Bedürfnissen der Hunde richten. Für Laien ist es durchaus schwierig auszuloten, ob der Bedarf an Vitaminen und Spurenelementenrein durch die Nahrung vollkommen gedeckt ist. Ich persönlich supplementiere Vitamine und Spurenelemente in einer bedarfsgerechten Dosierung,um einem etwaigen Mangelvorzubeugen. Wie ja vermutlich bekannt, muss man auch bei vegan ernährten Hunden Vitamin B12 supplementieren, die Versorgung mit Omega3 Fettsäuren (DHA und EPA), L-Carnitin und Taurin ist ebenfalls im Auge zu behalten.
Viele meinen, in der Notwendigkeit der Supplementation von einzelnen Mikronährstoffen ein Defizit in der veganen Ernährung zu sehen. Hier sei gesagt, dass bei konventionellem Fertigfutter grundsätzlichVitamine und Mineralstoffe zugesetzt werden und auch BARF-Anhänger eigens entwickelte Supplemente verwenden. Die Nährstoffdichte unserer Lebensmittel hat leider im Laufe der letzten Jahrzehnte signifikant abgenommen, wodurch eine perfekte Versorgung oftmals nur mit einigem Aufwand gewährleistet ist.Nie haben wir uns so viele Gedanken über das Wohlergehen unserer vierbeinigen Mitbewohner gemacht wie heute. Und das ist gut so!Tiere aller Spezies bedürfen unseres Schutzes, diejenigen, diein unseren Haushalten leben und die wir ordentlich zu versorgen haben, und natürlich auch diejenigen, die nicht mehr für unsere Interessen ausgebeutet werden dürfen!
So kann ich zusammenfassend sagen, JA, man kann und soll Hunde veganernähren, ist die beste Alternative für Alle!Seid nur gewarnt, nächtliche Kühlschrankplünderer könnten euer liebevoll vorbereitetes Hundefutter vertilgen und sich möglicherweise am nächsten Tag über mangelnde Würze beschweren.
Alice Steinsky